Bitte nicht Stürzen! – Sturzprophylaxe im Alltag

Bitte nicht Stürzen! – Sturzprophylaxe im Alltag

Prophylaxen gehören wohl zu den wichtigsten Themen in der Pflege, allen voran die Sturzprophylaxe. Etwa ein Drittel der über 65 Jährigen stürzt einmal im Jahr. Bei den über 80 Jährigen ist es sogar die Hälfte. Viele stürzen leider auch mehrfach.

Oft gehen Stürze glimpflich aus. Aber bei rund der Hälfte der Stürze endet es mit Prellungen, Brüchen, oder Verletzungen am Kopf. Immer wieder auch mit schwerwiegenden Folgen. Nicht selten, dass Menschen genau deswegen bettlägerig werden, oder eine Versorgung im eigenen zuhause danach nicht mehr möglich ist.

Die gute Nachricht ist, es gibt vieles was man im Vorfeld tun kann, um einen Sturz zu vermeiden. Einerseits gibt es vieles, das man selbst im Alltag tun kann, um das Risiko eines Sturzes zu verringern. Dazu kommt noch eine Menge, was die Wohnsituation betrifft. Vor Menschen, die bereits einmal gestürzt sind, gibt es oft Ängste erneut zu stürzen, die aber selbst das Risiko erhöhen, da sie zu mehr Unsicherheit führen. Gezielte Sturzprophylaxe kann helfen das Risiko auf ein Minimum zu reduzieren und vor allem eine Spirale der Angst zu durchbrechen.

Ich war bemüht in diesem Beitrag einige wichtige Punkte zusammenzustellen, die ihnen genau dabei helfen können. Mein Tipp dabei ist, sich es immer wieder erneut durchzulesen. Es sind viele Details, auf die zu achten sind und es ies schwer sich alle zu merken. Zudem kann es durchaus sein, dass im Laufe der Zeit manche wichtiger werden, die es am Anfang noch nicht so waren. Eine kleine, kompaktere Übersicht, gibt es auch in gedruckter Form. Gerne schicke ich ihnen, innerhalb Österreichs, ein Exemplar kostenlos per Post zu!

In diesem Sinne, bleiben Sie mobil und gesund!

Wer ist eigentlich besonders Sturz gefährdet?

Im Pflegerischen Bereich, wird mit unterschiedlichsten Tabellen gearbeitet, um den Grad einer Sturzgefährdung festzustellen. Pflegekräfte können daraus wieder notwendige Maßnahmen ableiten. Es gibt hier einige Risikofaktoren, die praktisch überall vorkommen. Auch wenn nur eine zutrifft, macht eine Sturzprophylaxe bereits Sinn. Je mehr zutreffen, desto größer wird das Risiko natürlich. Hierzu gehören:

  • Über 70 Jahre alt
  • Ein reduzierter Allgemeinzustand. Dies kann einerseits durch eine chronische körperliche Erkrankung sein (nach Schlaganfällen, Diabetes. Morbus Parkinson,… etc.), bei psychischen chronischen Erkrankungen wie Depression, oder auch vorübergehend bei akuten Erkrankungen
  • Eine Körperliche Behinderung
  • Die Einnahme von vielen Medikamenten
  • Einschränkungen in der Wahrnehmung, vor allem eine Sehschwäche
  • Immobilität, beziehungsweise Inaktivität
  • Wenn Sie bereits einmal gestürzt sind

Personenbezogene Maßnahmen zur Sturzprophylaxe

Es gibt viele Dinge, auf die Sie im Alltag achten können, welche die Gefahr eines Sturzes deutlich reduzieren.

  • Gezielte Bewegungs- und Gleichgewichtsübungen, so wie Krafttraining können helfen die Mobilität zu verbessern. Neben der Schritt- und Standfestigkeit, kann sich auch der Kreislauf allgemein Verbessern. Natürlich müssen hier auch andere Krankheiten berücksichtigt werden. Im Zweifelsfall holen sie sich ärztlichen Rat.
  • Nehmen Sie nur die Medikamente, die auch wirklich notwendig sind. Nehmen Sie vor allem Schlafmedikamente nicht zu spät ein, damit die Wirkung am Morgen vorbei ist. Hier sollte ebenfalls im Zweifelsfall ärztlicher Rat eingeholt werden.
  • Verwenden Sie immer die für Sie geeigneten Gehilfen, beziehungsweise auch andere Hilfsmittel wie zum Beispiel Ihre Brille, oder Ihr Hörgerät. Achten Sie auch darauf, dass sich diese in guten Zustand befinden. Reinigen Sie zum Beispiel jedes mal Ihre Brille, bevor Sie diese aufsetzen.
  • Achten Sie immer darauf, dass Sie Bodenkontakt mit den Füßen haben, bevor sie aufstehen.
  • Achten Sie auf passende Kleidung. Diese sollte einerseits nicht zu locker sein, oder gar rutschen, andererseits auch nicht zu fest und sie in der Bewegung einschränken.Vor allem auf geschlossene Schuhe, oder rutschfeste Socken. Manchmal kann auch ein Hüftprotektor helfen, eine Oberschenkelhalsfraktur zu vermeiden.
  • Auch zum an- und ausziehen gibt es unterschiedlichste Hilfsmittel. Zu diesen gehören zum Beispiel ein langer Schuhlöffel, oder auch eine Greifzange. Letzter ist auch sehr nützlich, wenn Sie kleine Gegenstände vom Boden aufheben möchten.
  • Falls Sie ein Handy oder auch ein Notrufarmband besitzen, tragen Sie es immer bei sich.
  • Gesunde Ernährung, vor allem ausreichend Flüssigkeitszufuhr, spielt selbstverständlich auch hier eine große Rolle.
  • Wunden auf den Füßen können die Mobilität schnell einschränken. Regelmäßige Fußpflege kann hier entgegenwirken.
  • Bei vielen Krankheiten kommen Gerätschaften aus dem Krankenhaus zum Einsatz. Dazu gehören zum Beispiel Infusionsständer, Dauerkatheder, Stoma, Drainagen, und einiges mehr. Der Umgang damit sollte gründlich geübt werden.

Räumliche Maßnahmen zur Sturzprophylaxe

  • Haben Sie alle Dinge, die sie brauchen möglichst in Ihrer Nähe. Bewahren Sie sie nach Möglichkeit in Griffhöhe auf.
  • Haltegriffe im Bad, am WC, oder auch am Flur bieten häufig zusätzliche, wichtige Sichereit.
  • Vermeiden Sie Stolperfallen. Dazu gehören zum Beispiel Gegenstände am Boden, nicht fixierte Teppichböden, Türleisten oder auch Kabel. Eine besondere Vorsicht ist hier auch bei Haustieren geboten, die sich in den Wohnräumen frei bewegen.
  • Bei langen Wegen, zum Beispiel in Fluren, verkürzen Sie diese mit einem Sessel in der Mitte. So können Sie zwischendurch eine Pause machen und sich ausrasten.
  • Verwenden Sie rutschfeste Matten in Nassräumen.
  • Räume sollten ausreichend beleuchtet sein. Wichtig ist natürlich auch, dass Lichtschalter in allen Räumen gut erreichbar sind. Es kann hilfreich sein, sich zusätzliche Lichtschalter, zum Beispiel zum Bett, montieren zu lassen. Eine Alternative sind häufig auch Bewegungsmelder, die das Licht automatisiert einschalten. Nachtlichter können zudem für eine durchgehende Mindestbeleuchtung sorgen.
  • Bei Rollstühlen, oder auch Rollmobilen, achten Sie darauf, dass die Bremsen beim Aufstehen und Hinsetzen angezogen sind. Bei Rollstühlen kann es auch vom Vorteil sein, wenn die Fußstützen beim rüber setzen weggeklappt sind.
  • Wenn Sie Dinge umstellen, machen Sie das möglichst am Morgen. So haben Sie den ganzen Tag Zeit sich daran zu gewöhnen.

Was tun, wenn man gestürzt ist?

Falls Sie nicht alleine aufstehen können, sichtbare Verletzungen oder auch Schmerzen haben, versuchen Sie sich Hilfe zu holen. Dies können Sie über

  • Das Handy (wählen Sie 112),
  • das Notrufarmband,
  • durch lautes Rufen, oder auch durch lautes Klopfen (hierfür können Sie auch Gegenstände wie Ihren Stock benutzen).

Bei Verletzungen, Schmerzen, oder auch bei Beteiligung des Kopfes sollte auf alle Fälle ein Krankenhaus aufgesucht werden. Bedenken Sie, dass ein Schädel-Hirn-Trauma oft anfangs nicht gleich bemerkt wird, später aber schwerwiegende Probleme mit sich ziehen kann.

Falls Sie in häuslicher Betreuung sind, erzählen Sie der nächsten Pflegeperson, die zu Ihnen kommt von jedem Sturz, auch wenn dieser harmlos verlaufen ist. Hier können gegebenenfalls noch notwendige Maßnahmen ergriffen werden und es trägt auch dazu bei vorbeugende Maßnahmen für Sie und andere zu verbessern.

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